Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Margaret Atwood, spielt „The Handmaid’s Tale“ in einer dystopischen Zukunft, als ein theokratisches Regime die Führung über die USA übernimmt und das Land in Gilead umbenennt. In diesem Regime haben Frauen keinen Platz, außer sie sind gebährfähig. Die Zeugungsfährigkeit der Weltbevölkerung hat in den letzten Jahren enorm abgenommen und so sind Frauen, die Kinder bekommen können ein wertvolles Gut. So wird June gefangen genommen und zu einer Handmaid ausgebildet, so dass sie einem der Führungsehepaare, die keine Kinder bekommen können, als Gebärmutter dient.
In diesem theokratischen Regime wird allein schon optisch zwischen den verschiedenen Rollen unterschieden: Die Ehefrauen der führenden Schicht kleiden sich in grün, die Handmaids in rot mit weißen Hauben, die Köchinnen und Dienerinnen in grauen Schürzen. Frauen haben grundsätzlich nichts zu sagen, es sei denn, sie sind die Ausbilderinnen, die ihre Machtposition in Folter äußern. Fred Waterford und seine Frau sind erheblich an der Doktrine beteiligt. Ihre ursprünglichen Ideen werden zu einem perfiden System der Unterdrückung, alles im Namen von Gott.
Bei der „Zeremonie“, dem monatlichen Ritual, bei dem sich die Handmaid in den Schoß der Ehefrau legt und der Ehemann versucht, die Handmaid zu schwängern, wird eine Bibelstelle als Initiationsritus vorgelesen:
Als Rahel sah, dass sie Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester. Sie sagte zu Jakob: Verschaff mir Söhne! Wenn nicht, sterbe ich. Da wurde Jakob zornig auf Rahel und sagte: Nehme ich etwa die Stelle Gottes ein, der dir die Leibesfrucht versagt? Sie antwortete: Da ist meine Magd Bilha. Geh zu ihr! Sie soll auf meine Knie gebären, dann komme auch ich durch sie zu Kindern. Sie gab ihm also ihre Magd Bilha zur Frau und Jakob ging zu ihr. Bilha wurde schwanger und gebar Jakob einen Sohn. (Genesis 30.1 ff)
Anders als bei Huxley und Orwell geht es bei The Handmaid’s Tale nicht um technische Unterdrückung, sondern um geradezu rückschrittliche Ideologien, die die moderne Welt verteufeln und die Frauen aus einem produktiven Arbeitsplatz herausreißen, nur um sie zu Haus- und Hoffrauen zu machen. Übernommen hat Atwood allerdings das Auge der Überwachung, nur dass es in ihrem Fall Spione sind, die unerkennbar überall vorhanden sind und vor denen jedermann Angst hat. Atwood zeichnet eine Welt die brutal, geordnet und minimalistisch ist, wo Bücher und Magazine von Frauen nicht gelesen werden dürfen (die sollen sich ja auf das wesentliche konzentrieren: Kinder bekommen).
Die Serie kommt genau so brutal, minimalistisch und geordnet daher. Elisabeth Moss in der Hauptrolle zeichnet die Figur von June aka. Offred (wie sie von ihren neuen Herren genannt wird) sehr intensiv und herausragend. Joseph Fiennes als Fred Waterford spielt in üblicher Manier den undurchschaubaren strengen Herren. Die Geschichte wird hautpsächlich aus dem Ich-Modus von June erzählt, ihren Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen. Sie versucht den grausamen unterdrückten Alltag zu überleben, während sie versucht ihren Mann und ihre Tochter zu finden.
Es ist eine Serie, die zwar nicht unbedingt durch die Handlung hervorsticht, sondern durch außerordentliche Schnitte und Kameraführung sowie ebenso interessante Kostümierung. Vielleicht regt die Geschichte zum Nachdenken an, jedoch ist die Dystopie der infertilen Menschen nichts Neues.